Von „Morkenern“
un „Härffer“
Waren sie wirklich wie Hund und Katz, oder aber
doch eine Gemeinschaft?
Dieses möchten wir hiermit nun einmal genauer
hinterleuchten. An einigen Stellen werden Zitate und Gegebenheiten aus
privaten Archiven, Dokumentationen, alten Festschriften und vor allem aus
Erzählungen der älteren Bürger wiedergegeben.
Wenn man etwas über den Doppelort Morken-Harff
berichtet, dann kommt man nicht drum herum auch etwas zu den Gewohnheiten
und besonders zu den Eigenheiten ihrer Bewohner zu erzählen. Früher war
man entweder ein Morkener oder ein Harffer, aber die wenigsten sahen sich
selber als Morken-Harffer. Diese Verankerung in den Köpfen der Menschen
von damals hatte eine lange Vorgeschichte. Wann es nun eigentlich begonnen
hatte und ursprünglich womit ist heute nicht mehr ganz so einfach
auszumachen. Doch in einigen Chroniken kann man hier immer wieder über ein
bestimmtes Ereignis nachlesen, das die Beziehungen der beiden Orte doch
auf eine harte
Probe wohl stellte.
Aber fangen wir erst einmal der Reihe nach an.
Sieht man sich den Lageplan von Morken und
Harff, um das Jahr 1820 einmal genau an, so kann man feststellen dass die
Orte noch nicht mit einander verbunden waren und man noch nicht richtig
von einem Doppelort sprechen konnte.
Die Wahrzeichen der beiden Orte waren auch klar
verteilt. Die Morkener hatten ihre St. Martinus Kirche, den Kalvarienberg,
die Vikari und die Schule. Die Harffer hatten dafür ihre Gräfliche Familie
von Mirbach-Harff mit Schloss, Schlösschen, Park und der Cäcilienkapelle.
Doch um das Jahr 1875 sollte es dann zu einem entscheidenden und
richtungweisenden Endschluss kommen.
Durch ein Erdbeben im Jahre 1878 wurde die alte
Schule in Morken so in Mitleidenschaft gezogen das man eine Veränderung
seitens der Gemeinde und des Rates anstreben musste. Fast zur gleichen
Zeit wurde auch über einen Umbau der St. Martinuskirche nachgedacht, da
sich an der Bausubstanz der Kirche schwere Mängel zeigten und die
Bevölkerungsdichte in beiden Orten nun rapide zunahm. Im Gemeinderat saßen
sowohl Vertreter aus Morken, als auch aus Harff. Doch man kam in dieser
Frage zu keiner Einigung. Die Morkener strebten einen Umbau der alten
Schule und die Renovierung ihrer Kirche an und die Harffer hätten lieber
einen Neubau gesehen. Die Endscheidung hierfür nahm ihnen dann Ernst Graf
von Mirbach-Harff ab. Er schenkte der Gemeinde und den Kontrahenten ein
Grundstück für eine neue Kirche mit Friedhof und eins für eine neue
Schule. Diese Grundstücke lagen nun genau zwischen den beiden Orten Morken
und Harff. Aber sie waren genau auf Harffer Boden. Dies wiederum konnten
die Morkener nur sehr schmerzlich hinnehmen und es wurde von beiden
Parteien für den Eingangsbereich der neuen Kirche ein Hauptportal
gefordert das zwei Eingänge bieten sollte. Einen eigenen linken für die
Morkener Gläubigen und einen eigenen rechten für die Harffer Gläubigen.
Dieses
zeigte auch eine Zeichnung aus dem Jahre 1890 vom Architekt Theodor Roß
aus Köln. Nach weiteren drei Entwurfzeichnungen entschied man sich
schließlich für die uns bekannte Lösung mit einem Hauptportal und einem
Eingang. Jedoch gab es dafür dann eine salomonische Lösung. Das Gotteshaus
hatte nun zwei Nebeneingänge, den einen zur Morkener Seite hin und den
anderen auf Harffer Seite hin. Dieses sprach sich damals übrigens im
gesamten Altkreis Bergheim herum. Unter den Bürgern und vor allem von
einer in die andere Generation überliefert, war dieses immer wieder
Gesprächsstoff. So konnte man in so manchem Streitgespräch auch immer
wieder den Grund heraus hören. „Ihr Härffer hätt ungs Morkener de Kirch
und de Schul geklaut“.
Der Messweg entwickelte sich nun durch die weitere Bebauung als
Verbindungslinie und die beiden Orte gingen nun im Laufe der Zeit fließend
in einander über.
Wenn man sich nun wiederum das Vereinsleben
nach dem 2. Weltkrieg im Doppelort einmal betrachtete, so wurde dieses von
den Menschen unabhängig ihrem Wohnort angenommen. Im kirchlichen Bereich
hatte man die Spannungen scheinbar überwunden, denn es gab den Kirchenchor
Cecilia Morken-Harff. Ebenso auch die Feuerwehr, den Sportclub und die St.
Georg Pfadfinder Morken-Harff. Beim Theaterverein „Heideröslein“ aus
Morken wirkten genauso Mitglieder aus beiden Ortsteilen mit, wie auch beim
Radsportverein „Condor“ aus Harff.
Jedoch trennte man strikt die Feste der
Schützen aus Morken und die Kirmes der Harffer. Die Bruderschaft zog zwar
mit ihrem Festzug klar durch Morken aber auch nur bis zur Kirche am
Messweg. Hier wurde wieder gewendet in Richtung Morken. Ebenso war es bei
den Harffern. Die Kirmesumzüge gingen selbstverständlich durch Harff und
wendeten am Ende des Messwegs an der Gabelung zum Blutacker.
Auch bei den Jugendlichen waren wohl diese
Spannungen zu spüren, denn es gab immer wieder Grabenkämpfe und Rangeleien
zwischen Morkenern und Harffer Burschen die dann auch sichtbar ihre Spuren
und Blessuren bei den Beteiligten hinterließen.
Im Zuge der Umsiedlung nach Kaster wurde es
damit jetzt besser und man bildete fortan eine Gemeinschaft, oder man
musste, denn alle Beteiligten hatten ja das gleiche Schicksal zu meistern.
Auf einmal wohnten ehemalige Harffer neben Morkenern und umgekehrt.
Für die nachfolgenden Generationen waren diese
alten Spannungen doch eher befremdlich, denn man fühlte sich nun als
Gesamt Kasterer Bürger.
Aus der Bruderschaft Morken und dem
Bürgerverein Harff wurde nun die Bürgerschützenbruderschaft Morken-Harff
und der Kirchenchor, die Feuerwehr und der Sportclub aus Morken-Harff
schlossen sich mit den bestehenden Vereinen aus Kaster zusammen. Jedoch
mussten sich leider der Theaterverein noch kurz vor der Umsiedlung in
Morken und der Radsportverein mangels Interesse nach ein paar Jahren in
Kaster 1970 auflösen.
Quellennachweis:
- Die Eiserne Bahn – Dieter Schlangen
- Et kütt wie et kütt – Brigitte Muhr
- Mündliche Zeitzeugenberichte
- Bildmaterial: Dokumentation eines Umsiedlungsortes, Die Eiserne Bahn |