St. Martinus Morken - Harff
Im alten
Doppelort Morken-Harff gab es seit dem 10. Jahrhundert schon eine Kirche.
Wie man bei späteren Ausgrabungen am Morkener Kirchberg herausfand
war sie eine Saalkirche mit einem rechteckigen Chorgebäude.
Ab dem 11.
Jahrhundert wird diese als Pfarrkirche genannt. Der erste erwähnte
geistliche Herr von St. Martinus war im Jahre 1346 Arnold van Morke. Die
lebensgroßen Steinfiguren der Kreuzigungsgruppe des Morkener
Kalvarienbergs wurden 1531 von den Eheleuten Godart von Harff (Burg Harff)
und Johanna von Gertzen gestiftet. Im laufe der Zeit wurde die alte Kirche
deren Kernbau aus dem 13. Jahrhundert stammte immer baufälliger und ihr
Erhalt dadurch sehr aufwendig. Zudem war in dem alten Kirchengebäude der
Platz für die wachsende Zahl der Bürger begrenzt. Im Jahre 1897 brach man
das Gebäude bis auf den zweistöckigen romanischen Kirchturm ab.
Der
Kirchturm neben dem alten Friedhof wurde fort an
als Morkener
Marienkapelle genutzt.
Um das Jahr 1950 hatte der herannahende
Braunkohlentagebau jetzt auch schon den Ortsrand von Morken erreicht. Der
alte Turm des Gotteshauses musste weichen und wurde am 16.11.1956
gesprengt. Ebenso wurden auch die umliegenden Häuser mit der alten Schule
auf dem Morkener Kirchberg abgebrochen. Bei Ausgrabungen entdeckte man
1955 das Bedeutende und später so genannte „Fürstengrab“ des „Herrn von
Morken“, das durch seine reichlichen Grabbeilegen auf das Jahr 600 n. Ch.
datiert werden konnte.
Im Jahre
1890 übergab die Gräfliche Familie von Mirbach-Harff der katholischen
Kirchengemeinde unendgeldlich ein Baugrundstück, das zwischen Morken und
Harff lag. Am Messweg, wo auch seit 1880 die neue Schule für beide
Ortschaften stand, sollte eine neue Kirche für die Morkener und Harffer
Bürger erbaut werden. Der Neubau wurde ebenfalls von der Gräflichen
Familie finanziert und nach den Plänen des Architekten Heinrich Wiethase
gebaut. Am 22.04.1894 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Die
Konsekrierung der neuen neoromanischen Kreuzkirche St. Martinus
Morken-Harff erfolgt im Mai 1895 durch den Kölner Weihbischof Dr.
Schmitz. Das Innere der Kirche mit seinen Ausmahlungen wurde im Jahre 1904
fertig gestellt. Ebenso lies Wilhelm Graf von Mirbach-Harff noch ein neues
Pastorat bauen. Zwei Weltkriege hatte St. Martinus überstanden doch mit
dem heran nahenden Braunkohlentagetagebau war auch ihr Schicksal besiegelt
und so läuteten am Sonntag den 27. Januar 1974 die drei Glocken noch
einmal zum letzten
feierlichen Orchesterhochamt. Unter großer Beteiligung
verabschiedeten sich die Morken-Harffer Bürger, die schon zum größten Teil
nach Kaster umgesiedelten waren, noch einmal von ihrer alten St. Martinus
Kirche und von ihrem letzten Pfarrer Hubert Löhr. Vorher
hatte man den Friedhof schon nach Kaster, an den bestehenden Kasterer
Friedhof umgebettet. Am 11.07.1974 um 17:00 Uhr war es dann soweit. Es
erfolgte die Sprengung von St. Martinus Morken – Harff.
Der letzte Pfarrbrief
von Pfarrer Hubert Löhr
Ebenso
wurde in Harff auf der Schlossallee die aus dem 15. Jahrhundert stammende
Cäcilienkapelle im Frühjahr 1972 abgebrochen. Sie war seit
Jahrhunderten die Begräbniskapelle der Gräflichen Familie von
Mirbach-Harff.
Auch das
Ehrenmal von Morken-Harff neben der St. Martinuskirche musste 1974
dem Braunkohlentagebau weichen. Zum Gedenken an die Opfer der beiden
Weltkriege hatte man auf einem Rondell ein großes hölzernes Kreuz
errichtet. Davor stand auf einem Sockel eine Glocke die durch Bomben
geschädigt war.
Im neuen
Umsiedlungsraum Kaster errichteten Ende der sechziger Jahre die
Morkener Bürger an der heutigen Harffer Schlossallee
eine neue
Marienkapelle zur Erinnerung an ihre alte Morkener Kirche.
Mit der
Umsiedlung von Morken-Harff nach Kaster hörte auch die alte Pfarrgemeinde
St. Martinus Morken-Harff auf zu existieren. Da die Umsiedler aber gerne
in ihrer jetzigen neuen Pfarrgemeinde St. Georg ,Kaster ihr altes
Gotteshaus wieder finden wollten wurde ab dem Jahr 1971 eine neue Kirche
mit angrenzendem Pfarrzentrum erbaut. Am vierten Adventssonntag 1973 war
es denn soweit und die neue „Umsiedlungskirche“ wurde feierlich durch den
Generalvikar Kowalski aus Köln auf den Namen St. Martinus, Kaster
eingesegnet. Im inneren der modernen Kirche fanden auch das Taufbecken,
der Tabernakel, die hölzerne Predigtkanzel, der Kreuzweg sowie die
Heiligenfiguren aus der alten Pfarrkirche St. Martinus Morken-Harff, als
Erinnerung an die alte Heimat, ihren Platz wieder. An der Außenfassade zur
Harffer Schlossallee hin wurde auch die lebensgroße, restaurierte
Kreuzigungsgruppe der alten Morkener Kirche würdevoll angebracht. Ebenso
hat auch die Kirchturmspitze mit Wetterhahn der alten St. Martinus Kirche
aus Morken-Harff ihren Platz an neuer Stelle wieder gefunden.
Am südlichen
Eingang des Friedhofes am Agathator von Alt-Kaster errichtete die Stadt
für alle Kasterer Bürger ein neues Ehrenmal. Auf einer parkartigen
Grünfläche wurde erhöht aus rotem Sandstein eine Kreuzigungsgruppe
errichtet, vor der eine bronzene Dornenkrone liegt.
Die Gräfliche Familie von Mirbach-Harff siedelte am 02.10.1974, von
Schloss Harff und vom Schlösschen, dem eigentlichen Alterssitz der
Gräflichen Familie auf der Schlossstraße, nach Gut Ingenfeld nach
Grevenbroich - Neurath um.
Gut Ingenfeld war schon seit Jahrzehnten im Familienbesitz. Heute erinnert
im neuen Umsiedlungsraum Kaster ein altes Wegekreuz an die Gräfliche
Familie von Mirbach-Harff. Unterhalb des Kreuzes ist das Wappen von
Mirbach-Metternich zu erkennen. Es stand früher in Harff am Ende der
Graf-Wilhelm-Allee (Schlossallee) am alten Kreuzungspunkt der ehemaligen
Landstraße 116. Graf Antonius von Mirbach-Harff schenkte es der damaligen
Stadt Kaster und den Morken-Harffer Bürgern in Erinnerung an die Gräfliche
Familie von Mirbach-Harff.
Es stand bis zum Jahre 2010 in
Kaster an der rückwärtigen Einfahrt
zum Rathaus. Im selben Jahr übernahmen der Schützenzug „Schwarze Husaren
Morken-Harff 1978“ die Patenschaft darüber und versetzten es in das
Neubaugebiet von Kaster „Im Spless“.
Die St. Sebastianus
Bürger-Schützenbruderschaft Morken-Harff hat vor der neuen St.
Martinuskirche zum
Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege aus
Morken-Harff Gedenktafeln mit deren Namen errichtet. Im Vordergrund auf
einem Sockel hat auch die alte Bombengeschädigte Glocke, vom alten
Morken-Harffer Ehrenmal, ihren Platz im neuen Umsiedlungsgebiet Kaster
gefunden.
Quellennachweis:
- Dokumentation eines Umsiedlungsortes – Der Erftkreis
- Festschrift zum 8. Bundesfestes in Morken 1957
- Festschrift zur 800 Jahrfeier 2000 der Bürger-Schützenbruderschaft
Morken-Harff 1200 e.V.
- Mündliche Zeitzeugenberichte
- Bildmaterial: Privatarchiv II. Schill´sche Offiziere Morken-Harff
|